Alte Bekannte (2): „Das Barmen“ von Brian O´Nolan (Flann O´Brien)

25. Januar 2008 | Von | Kategorie: Mikroskop

Irland (in der gaelischen Landessprache: Eire) ist seit jeher ein beliebtes Urlaubsland auch der Deutschen. Die „Grüne Insel“ im Westen Europas bezaubert ihre Besucher nicht nur durch ihre Naturschönheiten, sondern auch durch die Freundlichkeit ihrer Einwohner, die man ähnlich ausgeprägt sonst nur in buddhistischen Ländern wie Thailand vorfindet. Die Industrialisierung in den letzten Jahrzehnten hat ihr – jedenfalls bisher – keinen Abbruch getan.

Große Poeten hat die Insel hervorgebracht, vor allem William Butler Yeats, George Bernhard Shaw, James Joyce, Samuel Beckett – und, nicht zuletzt, Brian O´Nolan, der sich Flann O´Brien oder – gaelisch – Myles na Gopaleen nannte. Brian O´Nolan war ein excellenter Vertreter des tiefschwarzen irischen Humors, der zumindest auch eine Folge der Unterdrückung Irlands durch die Briten, des jahrhuntertelangen, harschen Regiments der katholischen Kirche und der verbreiteten, lange Zeit ausweglos erscheinenden Armut der meisten Iren war.

O´Nolan,  einer der Lieblingsautoren des 30 Jahre älteren James Joyce,  hat – abgesehen von unzähligen Kolumnen in der Irish Times – eine Reihe von Werken verfasst, die inzwischen von Harry Rowohlt kenntnisreich und kongenial ins Deutsche übersetzt wurden. Während des relativ kurzen, an Niederungen nicht armen und von vielen „geistigen Getränken“ begleiteten Lebens des Brian O´Nolan wurden jedoch nur „In-Schwimmen-zwei-Vögel“ und das in gaelisch geschriebene, von ihm selbst aber auch ins Englische übertragene „The Poor Mouth“ („Das Barmen – Eine arge Geschichte vom harten Leben“) veröffentlicht.

In „Das Barmen“  wird die Geschichte von Bonaparte O´Coonassa erzählt, von seinem Leben als Kind in den Binsen am Ende des Hauses seiner Mutter in Connemara, vom trickreichen „Alten Grauen Knaben“, von dem Getier, mit dem das Haus geteilt wird, vor allem dem unförmig dicken Schwein „Ambrose“ und seinem Ende im eigenen Gestank,  von den Kartoffeln, die Mensch und Tier mangels besserer Nahrung andauernd zu sich nehmen, vom unaufhörlichen Regen, von Bonapartes einzigem, schmerzhaften Schultag, seiner kurzen Ehe und noch kürzeren Vaterschaft, und von seiner Verurteilung zu 29 Jahren Gefängnis, wo er erstmals seinem gleichfalls inhaftierten Vater begegnet und sich seither wie dieser „heil und sicher, gegen die Widrigkeiten des Lebens gefeit“ seinem typisch irischen Schicksal ergibt.

Ein nach wie vor wunderbares, urkomisches Buch, das jeder Reisende mit Sinn für schwarzen Humor vor dem Aufbruch nach Irland unbedingt lesen sollte – und nicht minder jeder, der zuhause bleibt. Gute Nachricht: Das Buch hat nur rund 140 Seiten!

Früher im Hardcover bei Suhrkamp erschienen, ist „Das Barmen“ – unverändert mit den herrlichen Illustrationen des Ralph Steadman (Bleistift) – nun als Taschenbuch für € 7,95 bei Heyne (Random House) zu haben.

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