Leiden ohne Perspektive

30. April 2024 | Von | Kategorie: Teleskop

Zu dem, was Väter ihren Kindern für deren Lebensweg mitzugeben pflegen, gehört nicht selten der Spruch „Ganz oder gar nicht!“ Ach, hätte die westliche Politik diesen Grundsatz doch zugunsten der Ukraine beherzigt, und täte sie es wenigsten nun!

Die Abwehr gegen den Feldzug Russlands gegen die Ukraine war und ist insbesondere für die militärisch schwachen europäischen Staaten von erheblicher Bedeutung, da es gilt, die verbrecherischen Expansionsgelüste Putins bereits im Keim zu ersticken. Die Unterstützung der Ukraine war jedoch von Anfang an halbherzig und zögerlich. Nicht wenige Länder, auch der EG,  trugen nichts oder wenig bei. Dringend benötigte Benötigtes wurde zugesagt, aber nicht oder zu spät, und dann auch nur teilweise geliefert. Auch die Hilfe der USA und Deutschlands war nicht immer genügend effektiv. Die Furcht, Kriegspartei zu werden oder gar in eine atomare Auseinandersetzung mit Russland zu geraten, führte dazu, dass der Ukraine Kriegsgerät  vorenthalten wurde, das zum schnellen Sieg der Ukraine erforderlich war- und nur darum konnte es vernünftigerweise gehen, wovon das Gebrabbel auch des deutschen Bundeskanzlers, die Ukraine dürfe nur nicht verlieren, nicht ablenken konnte.  

Inzwischen dauert der Krieg zwei Jahre an. Russland, das anders als die Ukraine über ein gewaltiges Reservoir an Finanzen, Waffen und Soldaten verfügt, ist nach zwischenzeitlichen  Teilerfolgen der Ukraine mittlerweile im Vormarsch, die Ukraine fällt zurück. Bereits rund 100.000 ukrainische Soldaten sind gefallen, Unzählige sind verletzt, die verbleibenden personellen Reserven der Ukraine sind begrenzt und die Zuversicht der Ukrainer nimmt rapide ab.

Zwar haben die Republikaner soeben ein weiteres großes Unterstützungspaket der USA  schließlich durchgewunken, aber die darin enthaltenen militärischen Hilfen – auch die Deutschlands – kommen zu spät, wovon Russland derzeit wesentlich profitiert. Und noch immer verweigert Olaf Scholz der Ukraine wertvolle  Waffen wie die Taurus-Marschflugkörper und duckt sich dabei hinter den USA. Er sucht dies unverändert als Besonnenheit zu verkaufen, als ob nicht Putin allein entscheiden würde, wann er von einem Eintritt Deutschlands in den Krieg ausgeht.

Seit jeher rechnet  der russische Aggressor zutreffend damit, dass die Einsatzbereitschaft des Westens  im Laufe der Zeit erlahmen und Russland sich schließlich die Ukraine einverleiben wird, was wir bereits im April 2022 befürchteten. Wird – wie angesichts des desolaten Zustands der USA anzunehmen – Donald Trump erneut Präsident der USA, wird sich diese Entwicklung jäh beschleunigen.  Schon deshalb ist und bleibt jedweder Gedanke an ein „Einfrieren“ des Kriegs oder gar an aussichtsreiche Friedensverhandlungen illusorisch.

Im Ergebnis verpulvert der Westen für eine chronisch unzureichende Unterstützung der Ukraine seit nunmehr zwei Jahren sinnlos gewaltige Beträge, während die Infrastruktur der Ukraine zunehmend in Schutt und Asche gelegt  und  vor allem das Leid der Ukrainer beständig  verlängert und vergrößert wird. Hierdurch wächst zugleich die Gefahr zunächst für die ehemals zur Sowjetunion gehörenden Staaten – Zeichen des fortschreitenden Untergangs der globalen westlichen Vorherrschaft, die zu „Ganz“ eben nicht mehr gewillt und fähig ist.     

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