Gregor Gysi hat einige Bücher geschrieben. Bei seiner Autobiographie („Ein Leben ist zu wenig“) wirkte der Journalist Hans-Dieter Schütt mit, der Gregor Gysi nun in dem Band „Auf eine Currywurst mit Gregor Gysi“ (Aufbau 2023, 299 Seiten, 22 Euro) zahlreiche, wohlüberlegte Fragen über Gott und die Welt stellte. In seinen Antworten zeigte sich der Befragte wieder einmal zwar nicht ganz uneitel, aber umfassend gebildet, human, humorvoll und friedliebend.
Letzteres allerdings lässt ihn noch immer Waffenlieferungen an die Ukraine ablehnen und stattdessen Verhandlungen mit dem Massenmörder Putin verlangen, obwohl der nach eigener Aussage partout die längst vergangene Sowjetunion wiederherstellen will – ein Akt pazifistischer Realitätsverweigerung, der eine Ursache wohl in der Sozialisierung Gysis findet, als die Sowjetunion bzw. Russland als väterlicher Freund der ehemaligen DDR galt.
Dennoch: Der Band ist absolut lesenswert, da Schütt dem linken „Elder Statesman“ in Sachen Bildung nicht nachsteht, woraus sich ein interessantes, weit gefächertes Frage/Antwort – Spiel ergab. Gysi ist in seiner humorigen und geradlinigen Glaubwürdigkeit zweifellos eine Rarität in der deutschen Politik.