Jahrzehntelang war der „Scheibenwischer“, Dieter Hildebrandts Kind, eine Institution bei der ARD. Gewiss, es gab auch mal eine schwächere Ausgabe, aber insgesamt war der „Scheibenwischer“ doch ein Hochgenuss. Das lag nicht nur an Hildebrandts bissigem Humor, der zumeist eine starke Botschaft hatte, sondern auch an denen, die sich im Laufe der Zeit dauerhaft zu ihm gesellten – dem eher milden Spaßvogel Bruno Jonas, dem genialen Parodisten Mathias Richling, und Georg Schramm, dessen Markenzeichen die bisweilen gezielt humorlose, aber umso mächtigere und überzeugendere Attacke war.
Vor sechs Jahren stieg Dieter Hildebrandt aus, und seitdem ging es mit dem Scheibenwischer bergab – langsam zunächst, da der Biss des intelligenten und äußerst gebildeten Georg Schramm die entstandene Lücke zunächst einigermaßen überbrückte. Als aber auch der im Jahr 2006 aufgrund „konzeptioneller“ Meinungsverschiedenheiten die Segel strich, wurde es eng. Der als Ersatz gewonnene Richard Rogler konnte Schramms Fortgang nicht ausgleichen und schied schon zwei Jahre später aus. Schließlich machte sich auch Bruno Jonas davon, und plötzlich war Mathias Richling der anchorman des Unternehmens „Scheibenwischer“. Gleichzeitig legten Urban Priol und Georg Schramm beim ZDF mit „Neues aus der Anstalt“ einen furiosen Start hin und eroberten damit schon bald beachtliche Quoten, die zu Lasten des Scheibenwischers gingen.
Mathias Richling, der nun im Wesentlichen nur noch den früher hie und da auftretenden, begrenzt genialen Frank Lüdecke um sich wusste, beschloss daraufhin, den „Scheibenwischer“ künftig mehr der comedy zu öffnen, worauf Dieter Hildebrandt ihm prompt untersagte, dafür den Namen „Scheibenwischer“ zu führen. Das Echo darauf in den Medien war verhalten. War das Urgestein Hildebrandt von allen guten Geistern verlassen? Brach da etwa Altersstarrsinn hervor? Richling bezeichnete die Sendung daraufhin kurzerhand als „Satire Gipfel“, dessen erste Ausgabe am letzten 19. März über die Bildschirme flimmerte.
Was Richling und Lüdecke, verstärkt durch den unseligen SAT 1-Wochenshow-Ingolf Lück, den Franken Philipp Weber und den Österreicher Matthias Seling, vorführten, war, gemessen an den Themen (Obama, Boni der Manager, Winnenden, Abwackprämie), zwar Kabarett, aber es war überwiegend grottenschlecht. Flache, bei näherem Hinsehen nichts sagende Pointen jagten einander, kaum etwas gelangte über bestenfalls spaßige Gedankenakrobatik hinaus. Auch Richlings Texte waren wenig überzeugend. Seine abschließende Parodie auf den neuen Wirtschaftsminister von Guttenberg zehrte primär von dem allgemeinen Wiedererkennungswert der Marke „Richling-Parodie“. Richlings „Satire Gipfel“ erhob sich also kaum über den Meeresspiegel. Er erinnerte tatsächlich an die comedy, die ja auch nicht per se auf Politisches verzichtet, sich dabei allerdings regelmäßig auf Plattes, Vordergründiges, also auf äußerst leichte Kost, beschränkt.
Hildebrandts Befürchtung war nach allem gerechtfertigt. Ob er auf das von ihm verhängte Verbot dennoch gelassen hätte verzichten sollen, ist eine andere Frage. Auch die „Münchner Lach- und Schießgesellschaft“ ist ja schon lange nicht mehr, was sie einmal war.