Die dürftige Verteidigung des dreigliedrigen Schulsystems durch Kultusminister Ludwig Spänle nach dem Abrutschen Bayerns hinter Sachsen im neuesten PISA-Vergleich hat nach unseren – alles andere als vertrauenswürdigen – Informationen erhebliche Diskussionen in der CSU ausgelöst, die nach einem bisher geheimen Plan der Parteiführung, der ihr selbst noch unbekannt ist, weitreichende Folgen haben sollen.
Es begann damit, dass zahlreiche CSU-Mitglieder Horst Seehofer ultimativ aufforderten, dem „ewigen Versteckspiel nun ein Ende zu machen“. Die CSU werde nur dann wieder an alte Wahlergebnisse anknüpfen können, wenn sie sich konsequent zu ihrer konservativen Haltung bekenne. Nur die frühzeitige „Hinführung“ sozial schwacher Kinder – auch und gerade mit Migrationshintergrund – in die bildungsfreie Hauptschule verwirkliche das christliche Menschenbild, das die CSU seit jeher auszeichne. Die der CSU nahestehende katholische Kirche sei traditionell an einem weltweit florierenden Prekariat interessiert, da das Versprechen des wahren Lebens nach dem Tode bei den Armen dieser Welt ihren Missionsaktivitäten nun einmal förderlich sei. Aber ihr fehle eben seit jeher die Courage, dies offen zu bekennen. Um wie viel mutiger sei dagegen die calvinistische Prädestinationslehre, wonach der Grad der Erwählung eines Menschen durch Gott an seinen Lebensverhältnissen ablesbar sei! Der göttliche und daher universale Ursprung dieser Lehre zeige sich daran, dass sie unbestreitbar bedeutenden Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung Westeuropas und Nordamerikas gehabt habe und auch in anderen Kulturkreisen verwirklicht sei, etwa im indischen Kastenwesen. Die Abschaffung der schwarzen Sklaverei in den USA als Folge des „unseligen“ Sieges der Nordstaaten im amerikanischen Sezessionskrieg sei daher ein kapitaler Sündenfall gewesen, eine bedenkliche Missachtung göttlichen Willens. Die seinerzeitige Haltung der föderierten Südstaaten sei noch heute vorbildhaft. Schließlich brauche auch der bayerische Christ des 21. Jahrhunderts den einfachen Arbeiter in Haus & Garten vor allem schwarz.
Diese geglückte Aufwallung gebildeten Christentums wurde im CSU-Parteipräsidium dankbar aufgenommen und mündete in die bisher noch geheim gehaltene Empfehlung des Parteivorstands, die „Christliche Soziale Union“ noch vor der nächsten Bundestagswahl in „Calvinistische Südstaaten Union“ umzubenennen. Zur Begründung wurde intern auch bemerkt, dieser Schritt könne der wahltaktischen Abgrenzung der CSU von der CDU nur dienlich sein. Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen verlautet, Horst Seehofer habe dies durch die Worte zum Ausdruck gebracht: „Härvorrrogend, des werd d´Ongelo wieder moij auf d´Polmen trrreim!“
Allenfalls die bevorstehende neue Bezeichnung einer anderen deutschen Partei als „Simple Palast-Diener“ kann der Umfirmierung der CSU noch den ihr zustehenden Rang in der Talkshowszene streitig machen.