Moden kommen und gehen, auch sprachliche. Das „Narrativ“ etwa ist eindeutig nicht mehr en vogue. Derzeit beliebt ist die Formulierung „vom Ende her denken“. So veranlasste Billy Wilders „Boulevard der Dämmerung“, in dem der Erzähler Joe Gillis anfangs tot in einem Schwimmbecken umher treibt, die Süddeutsche Zeitung unlängst zu der streiflichtigen Bemerkung: „Gillis tut das, was man öfter tun sollte, er denkt die Dinge von ihrem Ende her.“ Just die Fähigkeit zu solchem Tun wird auch Olaf Scholz bewundernd nachgesagt.
Tatsächlich: Wer eine Leberwurst nicht rechtzeitig von ihren Enden her denkt, sieht sich unversehens einschlägig unterversorgt. Nun kann die Gattung homo sapiens derlei problemlos überleben. Anders verhält es sich mit dem drohenden Ende eines erträglichen Klimas auf Erden. Die noch immer nicht ganz verstummten Leugner der Klimakatastrophe Trump´ scher Manier gehören ebenso zu chronischen Verdrängern wie die Gruppierung „Don´t Look Up“ in der gleichnamigen neuen Hollywood-Produktion, die sich schlicht weigert, einen die Menschheit bedrohenden Meteoriten zur Kenntnis zu nehmen. Da geht im Film niemand mehr rettend zu Werk, auch ein Spiegel der neuen Zeit.
Was die weitere Vermeidung des in Ansätzen bereits vorhandenen, realen Klimahorrors betrifft, formuliert die Gattung Mensch zwar seit langem hohe Ziele, begnügt sich aber unverändert mit Maßnahmen auf viel zu niedrigem Niveau. Der Grund dafür liegt bei allen Staatsführungen in der angestrebten Festigung der vorhandenen Machtverhältnisse, bei den westlichen Demokratien nicht zuletzt in dem Wunsch, Zumutungen für Wirtschaft & Wähler zu vermeiden und so die nächsten Wahlen zu bestehen. Es reicht eben nicht aus, die Dinge von irgendeinem Ende her zu denken, vielmehr bedarf es einer verantwortlichen Definition des Endes.