Umweltkatastrophe in den USA?

1. März 2017 | Von | Kategorie: Teleskop

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Donald T. hat eine erste Rede an den Kongress gehalten, die von geschätzt 50 Millionen Amerikanern verfolgt wurde.  Sie enthielt allerlei Vages und nichts nennenswert Neues. Allerdings  ließ der amerikanische Präsident seine gewohnten Aggressionen weitgehend weg, drückte kräftig auf die Tränendrüsen, warb um Kooperation der Demokraten – und schon waren laut einer Blitzumfrage 78 Prozent der Amerikaner von ihm  angetan.

Nun könnte man als Europäer versucht sein, kritische Bemerkungen über den – von Alexandre de Tocqueville bereits  in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts festgestellten  – Stand der  Bildung und politischen Reife der großen Mehrheit der US-Bürger  fallen zu lassen.  Satire könnte unter Verwendung eines Fotos wie oben  fake news verbreiten und vortragen, die Amerikaner seien nicht ganz dicht, weshalb es in den USA zu großen Überschwemmungen und Nebelbildung gekommen sei.

Jedoch dürfte angesichts der Zustände in Europa Zurückhaltung angebracht sein. Auch hier zeigen die etablierten Parteien  große Schwächen einschließlich korrupter Raffgier  gewählter Volksvertreter. Auch hier untergraben rechte Populisten demokratische Staaten oder drohen, Wahlen zu gewinnen, zumindest zahlreiche Wählerstimmen zu ergattern. Und  auch hier fehlt es vielfach an Staatsbürgern mit genügender Übersicht. Ein Martin Schulz, der in der Vergangenheit viel von dem mitgetragen hat, was er heute beanstandet, hält ein paar eher linkspopulistische Reden, in denen er wesentliche Ungerechtigkeiten wie die faktische Ausnahme reicher Unternehmenserben von der Erbschaftsteuer nicht einmal anspricht  – und prompt erreicht die Zustimmung zur SPD ungeahnte Höhen. Auch derlei Hype spricht nicht eben für die Mündigkeit der durchschnittlichen Wähler.

Welche Voraussetzungen müssen Demokratien  erfüllen, damit  sie gedeihen? Jahrzehntelanger Frieden in Freiheit, Kapitalismus, Konsum und bloße Zerstreuung sind offenbar nicht genug, sogar gefährlich. Platon,  wie Aristoteles der Demokratie wenig zugeneigt, bemerkte: „Diktatur entsteht so gut wie immer aus Demokratie, und die schlimmste Form der Tyrannei und Sklaverei aus der größten Form der Freiheit.“ Die Entwicklungen in der Türkei, in Ungarn und in Polen dokumentieren, wie schnell es mit Demokratien  in Europa auch heute noch bergab gehen kann. Daher muss das durchaus nicht selbstverständliche, kostbare Gut der Freiheit  in den westlichen Staaten Europas  unbedingt erhalten und vor allem gegen den Rechtspopulismus verteidigt werden. Daran sollte jeder mitarbeiten, der das kann.

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