Betrachtet man die Beben, von denen die CDU derzeit erschüttert wird, so ist man versucht, ihr anerkennend zu bescheinigen, dass sie mit ihrer Zerlegung in bemerkenswert kurzer Zeit geschafft hat, wozu die SPD lange Jahre brauchte.
Bei näherem Hinsehen jedoch gilt: Auch die CDU hat jahrzehntelang „marktkonform“ wenige bedient, viele dagegen benachteiligt, und während der Regierungszeit der Angela Merkel ist allerlei Drängendes unbearbeitet geblieben. Die Geduld der Vielen aber ist nicht unendlich, und der enttäuschte Deutsche greift bekanntlich nicht zur Gelbweste, sondern wählt Rechtsaußen.
Hinzu kommt, dass Merkel als gelehrige Schülerin des Helmut Kohl die Personaldecke der CDU anfangs systematisch ausdünnte, indem sie sich mehrerer parteiinterner Konkurrenten (Koch, Merz, Röttgen, Wulff) zumindest zunächst entledigte, und dass sie sich zu gern fernab von den Zumutungen der Innenpolitik in ihrem internationalen Renommé sonnt.
Im Jahr 2018 legte Merkel schließlich zwar den Parteivorsitz nieder, bewahrte jedoch ihre innere Macht als Kanzlerin. Damit mutete sie Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK) von Anfang an eine schwache Position zu, an der jede(r) Vorsitzende scheitern musste.
Es wundert daher nicht, dass nun, da AKK das Handtuch geworfen hat, noch keiner der Aspiranten (Laschet, Merz, Spahn) in den Ring steigen und den Kampf um den Parteivorsitz nebst Kanzlerkandidatur aufnehmen mag. Angela Merkel sollte schnellstens entweder für den Rest der Legislatur den Parteivorsitz wieder übernehmen oder, besser, auch das Amt der Bundeskanzlerin aufgeben.