Festgewachsen

27. März 2008 | Von | Kategorie: Mikroskop

In Wichita (USA) saß eine Frau zwei Jahre lang ununterbrochen auf der Toilette, bis sie auf der Brille festgewachsen war und von derselben operativ getrennt werden musste.

Der inzwischen 84-jährige Robert Mugabe verharrt  bereits seit 27 Jahren auf dem Präsidentensessel Simbabwes. Er klammert sich so besessen daran, dass ärztliche Kunst allein kaum imstande sein wird, ihn von seinem Sessel zu lösen.

Noch nicht auf ihren Stühlen anwachsen konnten bisher die Bayern Huber und Beckstein, und sie werden aufgrund ihres tölpelhaften  Agierens möglicherweise auch keine Gelegenheit dazu haben. Die CSU hat  eine Gefährdung der magischen Größe  50 + bisher regelmäßig  zum Anlass für einen schnellen Austausch ihres Führungspersonals genommen, und diese Gefahr  ist 2008 umso größer, als die Linke sich anschickt, auch in Bayern die 5%-Hürde zu überspringen und dabei auch  CSU-Wähler  abzuwerben. Als Bremse wirkt  allerdings  die Tatsache, dass geeigneter Ersatz weit und breit nicht auszumachen ist – außer Horst Seehofer, dessen Gefolge bei Hofe jedoch noch immer recht dürftig ist. Es ist inzwischen deutsche Tradition, dass die jeweils Regierenden auf Bundes- und Landesebene den ohnehin selten  gewordenen, begabten Nachwuchs ins Abseits stellen, um sich Konkurrenz vom Leibe zu halten. Kohl, Schröder und  Stoiber, alle sind nach  dem gleichen Muster verfahren, und Merkel macht es nicht anders. Müssen sie dann abtreten, gähnt die Leere.    

Sorgen muss man sich auch um Roland Koch machen. Zwar konnte er in seinen rund acht Jahren mit dem Stuhl des hessischen Ministerpräsidenten nicht verwachsen, da er angesichts seines geplanten weiteren Aufstiegs zum Bundeskanzler ständig nervös auf der Sitzfläche hin- und herrutschte. Seitdem jedoch die Fortsetzung seiner – 2003 noch erfolgreichen – populistischen Schlammschlacht im Februar 2008 gründlich in die Hose gegangen ist, haben diese Bewegungen ein jähes Ende genommen. Seither sitzt Roland Koch wie festgeklebt auf seinem regionalen Miniaturthron und wirbt von dort aus flehentlich um die  grüne Braut, da er ahnt, dass seine frohen Tage in der CDU gezählt sind, wenn er auch dabei wieder erfolglos bleibt. Wer darauf spekuliert, Angela Merkel werde Franz Jung nach Hessen senden, um dort eine große Koalition zu ermöglichen, und Roland Koch auf den Sessel der Bundesverteidigungsministers hieven, unterschätzt die Bundeskanzlerin gewaltig; dies wäre ihr erster Fehler in dem von ihr meisterhaft beherrschten Machtspiel.

Die hessischen Grünen verschmähen Koch allerdings gründlich, und nichts spricht dafür, dass sie sich ihm noch zuneigen werden. Soeben erst hat ihr  Fraktionschef Al-Wazir Roland Koch zum 50. Geburtstag „neue Perspektiven“ gewünscht und hinzugefügt, dieser Freudentag sei „vielleicht der richtige Zeitpunkt, sich zu überlegen, ob man im Leben nicht mal was völlig Neues machen soll.“

Dieser Rat war nicht ohne Hinterlist, da Herr Koch bekanntlich bereits jahrelang als Rechtsanwalt tätig war und Al-Wazir ihm indirekt nahe legte, auch diese Tätigkeit nicht wieder aufzunehmen. Tatsächlich mag man daran zweifeln, ob Roland Koch als anwaltliches Organ der Rechtspflege  geeignet ist. Wie soll er mit seinen Methoden Richter überzeugen? Wie soll jemand erfolgreich Mandanten beraten, der ein so schlechter Ratgeber seiner selbst ist?

Nun weiß man zwar, dass Roland Koch sich in seiner Freizeit gern als Hobby-Koch betätigt, aber der „Fernsehkoch Koch“ ist doch eine Vorstellung, die den unbändigen Ehrgeiz des Hessen kaum befriedigen würde. Auch seine Tenniskünste halten sich offenbar in Grenzen.

Bleibt als neue Perspektive eine Ausweitung des Koch´schen Interesses am Dalai Lama und an Tibet in Form einer Hinwendung zum tibetischen Buddhismus. Die ersten Schritte auf diesem Pfad bestünden in meditativen Atemübungen, bei denen der relative Wert des Denkens,  die Bedeutungslosigkeit des Egos und die Kunst des Loslassens verinnerlicht würden. Wer möchte  ernstlich bezweifeln, dass dies für Roland Koch nur segensreich sein kann? Das Endziel des Unterfangens wäre die Erleuchtung des Noch-Ministerpräsidenten. Damit würde ein Herzenswunsch vieler in unserer Republik erfüllt.

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