Die Kehrseite der Glühbirne

7. Mai 2008 | Von | Kategorie: Mikroskop

Die Zeit vergeht, und je älter der Mensch wird, desto eiliger zerrinnt sie ihm zwischen den Fingern.  Ähnlich verhält es sich mit dem Geld,  dieses jedoch kann man, wenn man genug davon hat, immerhin sparen.

Nach verbreiteter Meinung gilt letzteres auch für die Zeit. Deshalb werden zum Beispiel immer schnellere Autos gebaut, mit denen man lange  Strecken in noch kürzerer Zeit zurücklegen kann.  Und nun wird nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung erfolgreich an einer Technik gebastelt, die es zukünftig erlauben soll, Computer einzuschalten wie Glühbirnen, ohne minutenlang auf das Hochfahren des guten Stücks warten zu müssen.

Unbeachtet bleibt bei alledem, dass man Zeit nicht wirklich sparen, also beispielsweise in den Strumpf stecken oder unter die Matratze schieben, sondern nur in verschiedener Weise nutzen kann. Dies wirft die – in der modernen Zeitsparwut zuverlässig übersehene – Frage auf, was wir denn mit der Zeit tun, die wir aufgrund unseres PS-starken Automobils nicht mehr auf der Straße verbringen oder durch den demnächst sofort startklaren Computer „einsparen“. Da der Mensch nicht dazu neigt, während seines Daseins auf Erden allzu viel Sinnreiches zu veranstalten, ist die Antwort regelmäßig wenig erfreulich.

Daher (oder, im besten Fußballdeutsch, von daher) sollten wir die Jagd auf gesparte Zeit einstellen. Auf diese Weise blasen wir deutlich weniger Abgase in die Atmosphäre und bleiben in der Lage, gemütlich nach Nasenfrüchten zu forschen, während der Computer an seiner Betriebsbereitschaft arbeitet. 

Möglicherweise kommen wir dabei gar auf den Gedanken, das Auto und den Computer überhaupt nicht in Gang zu setzen, sondern uns in eine Wiese zu legen, freundlich in die Sonne zu blinzeln und in aller Ruhe den Wolken nachzuschauen, wie wir es als Kinder so unbeschwert konnten. Das wäre dann eine wahrlich sinnvolle Nutzung der Zeit.

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