Die Welt ist andauernd in Bewegung. Kaum hat sich der Leser einer Tageszeitung, sagen wir mal einer Dienstagsausgabe, auf den neuesten Stand der Dinge eingestellt, bricht der Mittwoch über ihn herein, und die ganze Justierung ist schon wieder für die Katz. Glücklicherweise ist der Mensch als Folge seiner Intelligenz und Tatkraft regelmäßig in der Lage, sich den jeweils neuen Gegebenheiten schnell wieder anzupassen.
Jüngstes Beispiel ist die jähe Ablösung der Finanzkrise durch die Lebensmittelkrise. Die letztere wird die Welt auf eine harte Probe stellen und kann sogar buchstäblich den ganzen Menschen fordern. So berichtete die Süddeutsche Zeitung soeben über einen jungen Berliner, der einer Frau in den Hals gebissen hat, um Fleisch von ihr zu essen.
Dieser Lösungsansatz ist beileibe nicht neu, denken wir nur an die Expeditionen im ewigen Eis, bei denen zunächst die Schlittenhunde verzehrt und danach die Würfel zu Rate gezogen wurden, oder an die große Tradition des Kannibalismus im Allgemeinen, die der Menschenfresser von Rotenburg erst vor kurzem wieder belebt und – anthropophagisch korrekt – sexuell gewürzt hat.
Warum sollte man, so mag der junge Berliner gedacht haben, auf den immer spärlicher und kostspieliger rieselnden Reis aus dem fernen Osten warten, während das Gute schon da ist und mit einer derart umfassenden Befriedigung winkt?
Allerdings werden die Freiwilligen, die sich in den einschlägigen Internet-Foren preiswert zum Verzehr feilbieten, nicht annähernd dazu ausreichen, der Krise gesamthaft die Stirn zu bieten, weshalb unzählige brave Bürger fortan der Gefahr ausgesetzt sind, bei passender Gelegenheit gegen ihren Willen verspeist zu werden. Ihnen jedoch macht Liliana Balbi von der Welternährungsorganisation Hoffnung: Sie hat soeben verkündet, die Reis- und Weizenpreise in Madagaskar seien in den letzten Monaten gefallen. Es lebt sich dort also gefahrloser. Die Frage, ob man einen Umzug dem eigenen, vorzeitigen Ableben vorzieht, ist schnell beantwortet. Madagaskar ist eine schöne Insel, und die Pest an Bord hat in der Gegend heutzutage niemand mehr.