Der polnische Lyriker und Satiriker Stanislaw Jerzy Lec (1909-1966) war ein Meister der kleinen Form. Bekannt wurde er nicht zuletzt durch „Unfrisierte Gedanken“, die 1957 erschienen. Einige Beispiele:
Wenn ein Menschenfresser mit Messer und Gabel isst – ist das Fortschritt?
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Wundert Euch nicht, dass jemand, der übel riecht, es gern hat, wenn man ihn beweihräuchert.
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Wenn überhaupt keine Winde wehen – hat sogar der Wetterhahn auf dem Kirchturm Charakter.
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Wegweiser stehen auf der Stelle.
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Nenne die Dinge nicht beim Vornamen, wenn Du ihren Nachnamen nicht kennst.
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Der Ton kehrt nie zur Saite zurück.
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Fahre nicht aus der Haut, wenn Du kein Rückgrat hast.
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Die Uhr schlägt. Alle.
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Der Sargdeckel ist auf der Seite des Verbrauchers schmucklos.
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Guter Rat für Schriftsteller: Im gewissen Augenblick zu schreiben aufhören. Sogar, bevor man angefangen hat.
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Sämtliche unfrisierten Gedanken, ferner einige Gedichte und kurze Prosastücke sind in deutscher Sprache erschienen bei sanssouci (ISBN 3-7254-1141-7). Man darf froh sein, dass Lec seinem guten Rat für Schriftsteller selbst nicht gefolgt ist.