Einige „Unfrisierte Gedanken“

1. Februar 2009 | Von | Kategorie: Mikroskop

Der polnische Lyriker und Satiriker  Stanislaw Jerzy Lec (1909-1966) war ein Meister der kleinen Form.  Bekannt wurde er nicht zuletzt durch „Unfrisierte Gedanken“, die 1957 erschienen. Einige Beispiele:

 

Wenn ein Menschenfresser mit Messer und Gabel isst – ist das Fortschritt?

Wundert Euch nicht, dass jemand, der übel riecht, es gern hat, wenn man ihn beweihräuchert.

 Wenn überhaupt keine Winde wehen – hat sogar der Wetterhahn auf dem Kirchturm Charakter.

Wegweiser stehen auf der Stelle.

Nenne die Dinge nicht beim Vornamen, wenn Du ihren Nachnamen nicht kennst.

Der Ton kehrt nie zur Saite zurück.

Fahre nicht aus der Haut, wenn Du kein Rückgrat hast.

Die Uhr schlägt. Alle.

Der Sargdeckel ist auf der Seite des Verbrauchers schmucklos.

Guter Rat für Schriftsteller: Im gewissen Augenblick zu schreiben aufhören. Sogar, bevor man angefangen hat.   

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Sämtliche unfrisierten Gedanken, ferner einige Gedichte und kurze Prosastücke sind in deutscher Sprache erschienen bei  sanssouci (ISBN 3-7254-1141-7). Man darf froh sein, dass Lec seinem guten Rat für Schriftsteller selbst nicht gefolgt ist.

 

 

 

 

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