Nachlese: Ausweg aus der Lebensmittelkrise

20. April 2008 | Von | Kategorie: Kaleidoskop

Vor einigen Tagen berichteten wir über erste Anzeichen von Menschenfresserei in Deutschland, womöglich ausgelöst durch den enormen Preisanstieg bei Lebensmitteln. Ein junger Berliner hatte bereits eine Frau angebissen.

Inzwischen mehren sich die Anzeichen dafür, dass uns tatsächlich eine kannibalistische Welle ungeahnten Ausmaßes bevorstehen könnte, die nicht einmal  familiäre Beziehungen unangetastet lässt. Gestern erreichte uns eine Zuschrift des Ole Petersen aus Kleinmeinsdorf in Ostholstein. Dem Brief dieses großen neo-realistischen, post-post-modernen  Lyrikers lag das folgende Gedicht bei:

„Familienglück

Die Standuhr tickt,
die Oma strickt,
der Opa ist schon eingenickt.
Und in der nah gelegnen Küche
verströmen würzige Gerüche.
Dort brät, die Lieben zu beglücken,
die Tante – mariniert – in Stücken.“

Wortgewaltig und schonungslos schildert Petersen hier einen ethisch hochkomplexen Fall familiären Selbstverzehrs – ein Meisterwerk, das nicht zufällig für den begehrten CMA-Literaturpreis vorgeschlagen worden ist. Die Frage, ob die Tante aus deutschen Landen nicht nur frisch, sondern auch zart auf den Tisch kam, wird für die Entscheidung der Jury kaum eine entscheidende Rolle spielen.

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