Hank Jones ist tot

19. Mai 2010 | Von | Kategorie: Teleskop

Wieder ist einer der Großen des Jazz von uns gegangen. Am letzten Wochenende erlag  Hank Jones, der älteste der Jones-Brüder, im Alter von 91 Jahren einer Krebserkrankung. Nachdem der wunderbare, sogar von Miles Davis (!) geschätzte Thad Jones bereits 1986 starb, lebt von den drei Jones also nur noch der am wenigsten begabte Elvin, der Drummer.

 

Beeinflusst von Fats Waller, Teddy Wilson, Art Tatum und Bud Powell  spielte Hank Jones, beginnend in den vierziger Jahren,  mit fast allen Größen des Jazz wie   Coleman Hawkins,  Lester Young, Ben Webster, Roland Hanna, Milt Jackson  und  Miles Davis, um nur einige zu nennen, aber auch mit seinen Brüdern, etwa beim Newport Festival 1977.  Er begleitete vor allem Ella Fitzgerald und wurde dabei zum  Vorbild  unter anderem für Oscar Peterson. Berühmt wurden seine Duo-LPs  mit John Lewis („An Evening with Two Grand Pianos“) und mit Tommy Flanagan (“Our Delight“). Hervorragend auch seine LP im Trio und Quartett “Just For Fun“,  sein Solo-Album „Tiptoe Tapdance“, sein Trio-Album “Threeseome” (mit Gomez und Cobb) und, nicht zuletzt,  „Upon Reflection –  The Music Of Thad Jones“  und sein Auftritt in der Maybeck Recital Hall.  Aber das sind nur einige Beispiele, die Discographie des Hank Jones füllt Seiten.

 

Der vor allem dem Hardbop verbundene Hank Jones war der Ästhet unter den Jazzpianisten –   technisch brillant, mit subtilem Anschlag und  klarer, sparsamer Phrasierung.  Barocke Girlanden, in denen  ein Oscar Peterson sich ab den sechziger Jahren verlieren konnte,  waren  ihm ebenso fremd wie die überfallartigen, donnernden Läufe eines  Ahmad Jamal oder die bisweilen  übertriebene, auf Kosten der Improvisation gehende  Ohrwurmsuche eines  Gene Harris und das genial  Schräge eines Thelonious Monk. Jones  war und blieb  einfach und dabei gut. Und er war eines der Originale des Jazz,  nicht nur später Abglanz wie Chestnut, Green & Co.

 

In seinen späten Jahren war Hank Jones wie in den USA üblich auch lehrend tätig und  gab Meisterkurse an zahlreichen amerikanischen Hochschulen. Mit 90  erhielt Jones, der bis kurz vor seinem Tod aktiv blieb, einen Grammy für sein Lebenswerk. Uns bleibt die Trauer über seinen Tod, aber auch seine wunderbare Musik.     

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