Wer Verstorbene nach ihrem Ableben nahe bei sich haben wollte, musste sich in früheren Zeiten regelmäßig zum Friedhof begeben. Die sterbliche Hülle des oder der Verblichenen wurde – zumindest in unserer Bundesrepublik – den Hinterbliebenen ebenso wenig ausgehändigt wie die Urne mit seiner oder ihrer Asche. Der bewährte Winterglätte-Witz „Nimm de Olle und streu´se“ entbehrte also in westdeutschen Landen jeder Grundlage im Tatsächlichen.
Nun war allerdings in der Presse zu lesen, der britische Skandalrocker Pete Doherty wolle Kate Moss zurück. Daher habe er einen Diamantring für sie bestellt, der aus der Asche der verblichenen Katze der Kate Moss („Shelly“) hergestellt werden solle, was auf der Grundlage eines bereits in den fünfziger Jahren in Russland entwickelten Verfahrens durchaus möglich ist. Die ach so geliebte Katze ist dann, allerdings nur in Form heftig gepresster Asche, der guten Kate nach ihrem Belieben jederzeit wieder nahe, eine exklusive Art moderner Wiedergeburt.
Spinnt man dies fort, landet man schon bald bei dem Gedanken, Frauen könnten die Asche ihres verstorbenen Ehemanns in einen Diamanten verwandeln lassen, diesem einen gehörigen Brillantschliff verpassen und den Göttergatten fürderhin als Klunker an ihrem Ringfinger erleben, was die konsequente Fortführung des Gebarens mancher Ehefrau bereits zu Lebzeiten des Verblichenen wäre.
Kaum hat der von solchen Spekulationen beseelte Internetfinger jedoch bei „Google“ versuchsweise „Asche zu Diamant“ eingegeben, erscheint auch schon das Stichwort „Diamantbestattung“, und der gerade noch nagelneu erschienene Gedanke erweist sich als alter Hut. So bietet zum Beispiel die „Landestrauerhilfe“ an, die Kremationsasche des Verstorbenen – „garantiert ohne Zusätze oder Beigaben“ – für bis zu 13.540,00 Euro in einen Gedenkdiamanten mit einer Größe von bis zu 1,0 Karat umzuwandeln, die den Verblichenen damit folglich auf die maximale, vergleichsweise erträgliche Größe einer Erbse reduziert.
Die Landestrauerhilfe sichert große Sorgfalt und Pietät zu, weist aber auch darauf hin, dass der so hergestellte Diamant zumindest „very small inclusions“ haben wird – eine postume Bestätigung des Grundsatzes „nobody is perfect“.
Gute Nachricht für die Männerwelt: Es funktioniert auch mit Ehefrauen! Niemand wundere sich daher, wenn Witwer zukünftig häufiger als bisher einen Brillantring tragen und diesen bei passender Gelegenheit taktvoll in der Schublade des Nachttischs versenken.