Und das auch noch

9. August 2008 | Von | Kategorie: Kaleidoskop

Sotheby´s und Christie´s versteigern in regelmäßigen Abständen Gegenstände aus den Beständen der Großen oder ehemals Großen dieser Welt. Dabei werden nicht selten beträchtliche Erlöse erzielt. Offenbar vermittelt es manchem Zeitgenossen einen mächtigen Nervenkitzel, einen Hut von Winston Churchill, ein Kleid von Elizabeth Taylor oder eine Requisite aus einem der legendären Spielfilme Hollywoods zu besitzen und – vor allem – anderen stolz vorführen zu können. Der Reiz liegt darin, das dem häufig eher unscheinbaren Objekt mit Andacht und Ehrfurcht (lat.: devotio) die Beziehung zum vormaligen Eigentümer oder Zusammenhang hinzugedacht wird.

Nun wird bei ebay ein Plastiksitz angeboten, auf dem Angela Merkel gesessen hat. Das  Objekt sieht aus wie eine der wenig attraktiven Sitzschalen, die in vielen Sportstadien anzutreffen sind, und die man im Normalfall solange im Abstellraum oder in der Garage lagern würde, bis der Sperrmüll kommt. Aber zu wissen, dass der angebotene Sitz engsten Kontakt mit dem Gesäß der deutschen Bundeskanzlerin hatte, gibt der hässlichen Stuhlente selbstredend ein ganz anderes Gesicht.

Freilich sollten bei aller Freude über das aktuelle ebay-Angebot auch die dunklen Seiten dieses Handels mit einer säkularen Devotionalie nicht übersehen werden.

Die einzige wesentliche Fähigkeit des neuzeitlichen deutschen Politikers besteht bekanntlich in der Fähigkeit, Macht und Pfründe zu erringen und fürderhin gegen andere zu verteidigen. Angela Merkel ist in diesem Bereich eine unbestrittene Meisterin, weshalb sie uns als Bundeskanzlerin noch lange erhalten bleiben wird. Und eine Bundeskanzlerin wird sich immer wieder auch irgendwo hinsetzen wollen.

Wie soll dabei der notwendige Schutz der Frau Merkel vor Devotionalien-Paparazzi sichergestellt werden? Wer bewahrt Frau Merkel vor heimlicher Ablichtung sogar auf dem Thron, den jeder nur allein aufsuchen möchte, und vor der anschließenden Versteigerung auch dieses Möbels zu Höchstpreisen? Hier liegt womöglich ein wesentlicher, bisher taktvoll verschwiegener Grund für die Forderung der Union nach dem Einsatz der Bundeswehr auch im Landesinneren.

Überdies: Werden alle Sitze, auf denen Frau Merkel Platz nimmt, in Zukunft an begeisterte Fans versteigert, wird dies zu einer bedenklichen Schneise der Verwüstung in der deutschen Infrastruktur führen, welche die jeweilige Wiederwahl der Bundeskanzlerin über kurz oder lang ernstlich gefährden müsste.

Die NACHTGAZETTE rät Frau Merkel: Setzen Sie sich bis auf weiteres überhaupt nicht mehr hin.

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