Arme SPD (3)

29. September 2008 | Von | Kategorie: Teleskop

Am Sonntag  ist die CSU auf ihrem Weg nach unten ein erstes, weites Stück abgerutscht. Erwin Huber  wird die Lektion der Wähler politisch nicht überleben, auch wenn er  heute noch nicht zurückgetreten ist  oder wurde. Auch Günther Beckstein wird vorerst nicht gekippt werden. Aber es ist eine Frage der Zeit, bis Horst Seehofer die doppelte Krone des CSU-Parteivorsitzenden und des bayerischen Ministerpräsidenten trägt. Die CSU leidet unter einem beträchtlichen Mangel an qualifiziertem Führungspersonal.

Die Vorgänge in der CSU sind allerdings nicht mehr als Bewegung im Hinterhof der CDU. Das eigentliche Problem der bayerischen Wahl liegt darin, dass die SPD von dem Erdrutsch zu Lasten der CSU nicht profitieren konnte, obwohl Franz Maget zwar kein populistischer Volkstribun, aber doch ein fähiger, aufrechter und auch sonst sympathischer Politiker ist – eine leuchtende Ausnahme im politischen Ballett der ungehemmten Egozentriker. Aber Maget gehört zum derzeit wieder tonangebenden rechten Flügel der SPD, der – wie in dieser Zeitschrift mehrfach ausgeführt und begründet – die historisch gewachsene Klientele der SPD seit geraumer Zeit nicht mehr bedient, weshalb die SPD zwischen der CDU/CSU, der FDP, den Grünen und neuerdings den „Freien Wählern“ einerseits und der Linken andererseits zunehmend zerrieben wird.

Die Klage darüber, der Steinmeier/Müntefering-Effekt habe sich nicht positiv ausgewirkt, bleibt denn auch hinter der Wahrheit zurück. Tatsächlich hat dieser Effekt das Wahlergebnis der SPD fraglos negativ beeinflusst. Aus gutem Grund hat sich Frank Walter Steinmeier in seiner ersten Reaktion auf das bayerische Wahlergebnis ausschließlich mit dem Niedergang der CSU und nicht auch mit dem deprimierenden Abschneiden der SPD befasst.

Die Herren Steinmeier, Müntefering und Steinbrück leiden ersichtlich unter einem erheblichen Mangel an politischem Instinkt. Die eigentliche Tragödie der SPD ist jedoch, dass die Vertreter ihres linken Flügels so schwach geworden sind – oder sich um der lieben Karriere willen still dem rechten Flügel angepasst haben.

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