Laut DPA hat die Kölner Polizei am 9. September einen 34-Jährigen aus Hessen angehalten, der mit einem beladenen Leichenwagen unterwegs war. Er hatte auf der Fahrt verbotenerweise telefoniert. Bei der anschließenden Überprüfung stellte sich heraus, dass der Fahrer über keinen Führerschein verfügte und das Fahrzeug nicht zugelassen und nicht versichert war.
Angesichts dieser, der Vollendung bereits nahen Umstände dürfte nicht anzunehmen sein, dass Fahrer und Leiche sich in nüchternem Zustand befanden und zumindest teilweise bekleidet waren; überliefert ist darüber leider nichts. In jedem Fall erscheint derart überzeugend gelebte und, im Fall des Leichnams, noch nach dem Exitus praktizierte Anarchie als probate Reaktion auf gewisse, nicht minder anarchische Strategien der Verkehrsbehörden – unter anderem der, das Befahren der deutschen Straßen zwecks Reduzierung der Verkehrsunfälle auf Null sobald wie möglich endgültig zu unterbinden. Eine Vorstufe dazu sind Geschwindigkeitsbeschränkungen, die nie aufgehoben werden, zu erleben etwa auf der B76 von Plön nach Eutin.
In diesem Zusammenhang sei nicht unerwähnt, dass die generelle Beschränkung der auf Autobahnen zulässigen Geschwindigkeit auf 130 km/h mittlerweile schon deshalb zu befürworten ist, weil die ewige Diskussion darüber gelinde gesagt ermüdende Wirkung hat und den Wunsch nach einem Dasein jenseits des chronisch um sich selbst und die Interessen der Wirtschaft kreisenden Geschwurbels auf der politischen Bühne erzeugt. Hinzukommen allerlei unbestreitbare Vorzüge in Sachen Klima, Gesundheit und Geldbeutel, ebenso die zarte Hoffnung, auf diese Weise würden immerhin einige der zahllosen derzeitigen, andauernd wechselnden Geschwindigkeitsbegrenzungen entfallen.
Bei dem „wissenschaftlichen“ Argument, eine solche Maßnahme diene dem Verkehrsfluss, handelt es sich allerdings sichtlich lediglich um eine induktive, anhand eines seltenen Einzelfalls entstandene Schlussfolgerung, die dem Allgemeinen auf den deutschen Autobahnen nicht einmal annähernd entspricht. Die Induktion ist eben, wie David Hume und Karl Popper gezeigt haben, nicht mehr als eine Illusion.