Achtung: Böse Hacker!

6. August 2023 | Von | Kategorie: Teleskop

Die im Zuge der Aufklärung entwickelte Vorstellung der grenzenlosen Freiheit des Individuums lädt zum Missbrauch dieser Freiheit ein, nicht zuletzt im Internet, wo die Betrügereien immer ausgefeilter werden. Hier ein aktuelles Beispiel:

Falls auf dem Bildschirm Ihres Computers eine angeblich von Microsoft stammende Nachricht auftaucht, Sie seien gehackt worden und Ihnen geraten wird, alle wesentlichen Passwörter zu ändern und Microsoft unter einer angegebenen Nummer anrufen, haben Sie ein mächtiges Problem. Keinesfalls sollten Sie die angegebene Nummer anrufen. Andernfalls kann es sein,  dass Sie Opfer eines raffinierten Betrugs werden, bei dem die  „Helfer“, die angeblich eine den Hacker vertreibende  Software auf Ihrem Computer installieren (Abb.),  schließlich Ihr  Bankkonto plündern. Und das geht so: Zunächst fragt der Hacker nach Ihren Internet-Aktivitäten, scheint Ihre e-mails zu überprüfen und teilt Ihnen beruhigend mit, dort sei alles in Ordnung. Danach werden Sie aufgefordert, sich bei paypal und auf Ihrem Bankkonto einzuloggen. Dann gewinnt der Hacker („don´t  worry“) Ihr Vertrauen zusätzlich dadurch, dass eine Abbuchung bei paypal zu Ihren Lasten rückgängig gemacht wird, was Ihnen sogar durch paypal bestätigt wird. Danach wendet er sich Ihrem Bankkonto zu und behauptet, dort seien bereits erste Überweisungen zu Ihren Lasten erfolgt. Er veranlasst Sie unter Vorlage einer gefälschten Seite Ihrer Bank zwecks Retoure dieser angeblichen Überweisungen („Storno einer Überweisung“), TAN-Nummern einzugeben – die tatsächlich solche Überweisungen erst herbeiführen. 

Wie geht es dann weiter? Auch wenn Sie Ihre wesentlichen Passwörter (etwa paypal und Bank)  ändern und einen kompetenten Berater einschalten, müssen Sie davon ausgehen, dass es weder ihm noch einem Virenschutzprogramm gelingen wird, die in Ihrer Software irgendwo versteckte, weit geöffnete Tür des Hackers zu Ihrem Gerät zu finden. Der Hacker wird in diesem aus purer Bösartigkeit weiter sein Unwesen treiben, z.B. Virensuchläufe beenden und Ihren Computer nach Belieben blockieren.  Dann müssen Sie notgedrungen – nach Sicherung Ihrer Dateien auf eine externe Festplatte – Ihr Gerät unter Formatierung dessen Festplatte  platt machen und das Betriebssystem erneut installieren. Wenn Sie dann aber Ihre qua Backup gesicherten Dateien wieder auf den gereinigten  Computer übertragen, garantiert Ihnen niemand, dass diese nicht irgendwo das böse Script des Hackers beherbergen. Also sollten Sie die Dateien auf der externen Festplatte belassen und allenfalls einige wenige von ihnen auf Ihren Computer übertragen, die Sie dort unbedingt brauchen.

Geboten ist auch eine Strafanzeige, die aber regelmäßig keine polizeilichen Ermittlungen herbeiführt, zumal die Überweisungen regelmäßig in Länder gehen, die keine Rechtshilfe leisten, und in denen man ohne Vorlage eines Ausweises unter falschem Namen ein Bankkonto eröffnen kann, das nach Abhebung Ihres Geldes sofort gelöscht wird.

Wer auf einen solchen Angriff hereinfällt, bestätigt schmerzhaft die Lebenserfahrung, wonach man anderen gern die  eigenen Verhaltensweisen  zutraut. Menschen, die im Laufe ihres Lebens verstanden haben, dass die Welt nur durch Anstand, Hilfsbereitschaft und Liebe gegenüber den Mitmenschen zusammengehalten wird und entsprechend handeln, vertrauen nur allzu leicht darauf, dass Andere sich ebenso verhalten. Hier dürfte ein wesentlicher Grund dafür liegen,  dass Alte so häufig auf den Enkeltrick und Ähnliches hereinfallen. Wie dem auch sei: Die Nutzung des Internets verlangt inzwischen ein gerüttelt Maß an phantasievoller Vorsicht.

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