Wirklich Currywurst?

1. Mai 2012 | Von | Kategorie: Fotos, Teleskop

Es ist noch nicht lange her, da wurden wir Papst. Nun ist die nordrhein-westfälische  SPD  vorangeschritten  und teilt mit, die Currywurst sei SPD, die SPD also zumindest auch Currywurst. Sollte darin der Wunsch aufleuchten, den inneren Papst im Tausch gegen die Wurst hinter sich zu lassen, wäre das  verständlich, da Benedikt XVI. zunehmend das Diesseits entgleitet; seine armselige Verlautbarung, in alten Übersetzungen entdeckt zu haben, dass Jesus nicht für alle Menschen gestorben ist, sondern nur für viele (sprich: nur für die Katholiken), erweckt Mitgefühl. Jesus würde sich mit dem großherzigen Dalai Lama vermutlich besser verstehen.

Soweit, so gut. Aber muss es wirklich unbedingt  Wurst sein? Bereits Otto von Bismarck hat uns mitgeteilt, wer diese möge, solle bei ihrer Herstellung besser nicht zusehen (vgl. Aktuelle Weisheiten vom 24.12.2011), und der Turbokapitalismus hat die inneren Verhältnisse auch der Currywurst kaum zu ihrem Vorteil verändert. Aber all das ficht den typischen Ruhrgebietler ja nicht an –  erst recht nicht, wenn das Objekt des Begehrens standesgemäß  mit Pommes, Ketchup und Mayo in der unsterblichen weißen Pappschüssel mit dem gewellten Rand vor der Frittenbude erscheint. Nur die feinen Leute in Düsseldorf, Essen-Süd, Münster usw. sind und essen keine Currywurst, was aber für die SPD nicht von besonderer Bedeutung ist, da sie Sozis weder sind noch wählen.

Bleibt die Frage, wie ernst das Outing der SPD als Currywurst zu nehmen ist. Bereits durch das  Godesberger Programm, das  die SPD zur „Volkspartei“ machte, wollte sie bekanntlich auch Kaviar sein, bis die Parteigranden der SPD,  nicht nur die Mitglieder der „Toskana-Fraktion“,  die Currywurst schließlich wegließen. Wer das in der SPD nicht akzeptieren wollte, hat inzwischenaufgegeben. Jede Hoffnung, die Currywurst sei nun urplötzlich als wesentlicher Teil der SPD  von den Toten auferstanden und dem Irrlicht der Linken werde endlich der Strom abgeschaltet,  sollte daher postwendend in den Himmel der Nostalgie auffahren. Vielleicht fliegt der elfenhafte, durchgeistigtePapst ja noch vor seinem Ableben gern mit – bevor er die katholische Kirche zu einer lebensfeindlichen, unbedeutenden Sekte geschrumpft hat.

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