Ach und weh

9. März 2019 | Von | Kategorie: Teleskop

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Seit Jahren befinden sich die deutschen Autohersteller im Chaos – beileibe nicht nur wegen des Dieselskandals einschließlich der bereits verhängten oder drohenden Fahrverbote. Stur setzten die hoch bezahlten Vorstände einseitig auf den Verbrennungsmotor und überließen die Entwicklung der Fahrzeuge mit  Elektroantrieb im Wesentlichen anderen. Aber auch in Sachen Verbrennung herrschte allzu lange  mächtiges Durcheinander.

Am Beispiel des VW-Konzerns: Die Vorbereitung auf die seit September 2018 für Neuzulassungen geltenden, verschärften Abgasvorschriften missglückte dem Konzern gründlich. Eine genügende Anzahl  geeigneter Motoren für die Produktreihen war termingemäß – und ist noch heute –  sichtlich nicht verfügbar. Hinzukommt eine Qualitäts- und Modellpolitik, die Audi nicht zufällig inzwischen erhebliche Absatzprobleme beschert hat:

Den deutlich höheren Preisen für die Modelle der Edelmarke Audi steht  seit vielen Jahren kein entsprechendes Plus an  Qualität mehr gegenüber. Der Erwerber eines VW oder  eines Skoda erhält seit langem ein ebenso gutes und zuverlässiges Auto wie der Erwerber eines Audi. Hohe Preise, die  allein auf Image basieren, sind  eben nur in seltenen Ausnahmefällen (wie bei Rolex) ein dauerhaft erfolgreiches Konzept.

Hinzukommt, dass die von Audi und VW angebotenen Modelle sich auch im Übrigen, insbesondere optisch, allzu sehr aneinander angenähert haben. Die Entscheidung für ein Modell dieser Marken wurde auch  dadurch zu einer bloßen Detailfrage des individuellen Geschmacks. Ein Beispiel ist der eher barocke und dem vergleichbaren VW T-ROC stilistisch zumindest nicht überlegene neue Audi Q2. Ähnliches gilt offenbar im Verhältnis VW/Skoda: Während der VW T-CROSS optisch eher misslungen zu sein scheint, sieht es so aus, als ob der neue, ab September erhältliche Skoda KAMIQ (unsere Abbildung) optisch besser dastehen wird. Kein Wunder, dass BMW den Chefstylisten von Skoda inzwischen abgeworben hat.

Generell überbieten sich Audi, VW, Skoda und SEAT, nachdem sie  die Nische der kleinen Exemplare lange der Konkurrenz überließen,  mittlerweile selbst mit kleinen SUVs. Immerhin unterscheiden diese sich  ein wenig in der Größe. Skoda hat mit dem KAROQ und dem kleineren KAMIQ  wieder einmal die längsten Modelle, Audi und VW liegen mit dem Q2, dem T-ROC und dem kleinen T-CROSS in der Mitte,  und SEAT baut sowohl mit dem ATECA als auch dem kleinen ARONA die kürzeren Modelle.

Den Kürzeren zieht bei allen SUVs in jedem Fall die Umwelt. Der Luftwiderstand beispielsweise eines T-ROC ist erheblich größer als der eines Golf VII, und entsprechend höher sind Spritverbrauch und Emissionen. Dies gilt umso mehr für die noch beliebteren großen, mit Allradantrieb ausgerüsteten Modelle,  die ebenfalls fast nie im Gelände, sondern nur in Großstädten und sonst eher ebenen Gebieten gefahren werden.  Die neuen, kleinen SUVs des VW-Konzerns (VW T-CROSS, Skoda KAMIQ, SEAT ARONA,) werden denn auch nicht einmal auf Wunsch  mit Allradantrieb angeboten.

Die nicht enden wollende SUV-Manie steht in krassem Widerspruch zu den vernünftigen,  jahrzehntelangen Bemühungen um  günstige, den Spritverbrauch und die Umweltbelastung senkende Luftwiderstandsbeiwerte, aufgrund derer die Personenwagen  immer windschnittiger und damit niedriger wurden. Sinnvoll ist ein  SUV allenfalls für die Wenigen, die ihr Kraftfahrzeug im Gebirge oder sonst unzugänglichem Gelände nutzen und Allradantrieb benötigen – und für Alte, die bei allzu niedrigen Fahrzeugen Schwierigkeiten mit dem Ein- und Aussteigen haben;  für die letzteren  mag beispielsweise der Skoda KAMIQ, der einige Zentimeter höher ist als ein VW Golf VII und befriedigende Innenmaße nebst reichlich  Platz für Gepäck haben wird, vernünftig sein. Im Übrigen herrscht – wie bei der Inflation der Flugreisen – der übliche, verantwortungslose Irrsinn.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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