Wenig lustiger, aber interessanter Rückblick

2. Mai 2025 | Von | Kategorie: Teleskop

Die Schriften George Orwells, des meistgelesenen englischen Autors des 20. Jahrhunderts, sind unverändert von frappierender Aktualität. Dies gilt zum einen für den dystopischen Roman „1984“, wenn man etwa den heutigen Überwachungsstaat China zum Vergleich heranzieht. Gleiches gilt für  „Die Farm der Tiere“ (Abb.: Zweisprachige Ausgabe, ANACONDA, 287 Seiten, 4,99 Euro), worin 1943/1944 die Entwicklung von einer revolutionären Gesellschaft anfangs gleicher Tiere zu einer gewalttätigen Autokratie eindrucksvoll  geschildert wurde; die Verhältnisse  im mörderischen Russland Putins oder in der menschenverachtenden Türkei Erdogans zeigen erstaunliche Parallelen zu Orwells Fabel, im letzteren Fall einschließlich der Verteufelung nicht mehr im Lande Ansässiger wie Fethullah Gülen.

Bereits in den 30er Jahren veröffentlichte Orwell, Sohn eines englischen Mitarbeiters im  Indian Civil Service und selbst von 1921 bis 1926 Polizeibeamter in Burma, seine „Burmese Days“ („Tage in Burma“), worin er schonungslos mit den dortigen, nicht zuletzt rassistischen Praktiken der Engländer abrechnete. Die frühen anglophilen Neigungen des Autors dieser Zeilen erhielten dadurch einen mächtigen Dämpfer.

Politisch sprach sich  Orwell  übrigens unter dem Eindruck des damaligen Faschismus in Deutschland und in Italien sowie des  Kommunismus in Russland für einen demokratischen Sozialismus aus. Dies, obwohl er  in einem seiner Essays darauf hinwies, dass jede  Demokratie  früher oder später von einer Clique Ultrareicher dominiert wird, die eine erhebliche finanzielle Ungleichheit herbeiführt, und deren Mitglieder jede substanzielle  Änderung dieser Verhältnisse mit der Drohung verhindern,  samt Kapital ins Ausland  auszuwandern. Orwell meinte, immerhin gewähre die Demokratie die Freiheit der  Meinungsäußerung. Er konnte nicht voraussehen, in welche Abgründe auch demokratisch verfasste Staaten abrutschen können….

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