Vorurteil

26. November 2014 | Von | Kategorie: Teleskop

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Nach einem landläufigen Vorurteil werden in den deutschen Tageszeitungen  nur schlechte Nachrichten veröffentlicht, nicht zuletzt über Kriege, andere Morde,  Korruption und sonstige Raffgier,  so dass der arglose Leser gar  meinen könnte, der Mensch als solcher sei vom Übel. Wie sehr die Zeitungen indes auch über Positives und Hoffnungsträchtiges berichten, zeigt eine  Meldung der Süddeutschen Zeitung, wonach Bodo Ramelow in einem etwaigen dritten Wahlgang nur eine einzige zu seinen Gunsten abgegebene Stimme braucht, um Ministerpräsident Thüringens zu werden.

Hier zeichnet sich  metaphorisch gesprochen  eine güldenes Werkzeug  ab, vermittels dessen mit einem Hieb zwei hässliche Fliegen erledigt werden können: Zum einen die schrumpfende Legitimität von Wahlergebnissen  angesichts der zunehmenden Wahlmüdigkeit  des deutschen Michels, der inzwischen begriffen hat, dass zumindest auf Bundesebene bis auf weiteres realiter nur noch die  Babuschka Merkel-CDU/CSU  zur Wahl steht, in der  je nach Einzelfall  die  SPD,  die GRÜNEN  u.s.w. brav  verpuppt sind und  emsig an der Vermögensmehrung der Wohlhabenden mitarbeiten,  und zum anderen  die  weitgehend leeren und verwahrlosten, letzten Nester des Widerstandes  deutscher Politiker gegen die allmächtige Wirtschaft.

Gelänge es,  durch eine – selbstredend von Lobbyisten der Wirtschaft  formulierte –  Gesetzgebung,  die  Bundes-,  Landtags- und Kommunalwahlen zukünftig jeweils nur noch einem Wähler  anzuvertrauen,  der dann systemgerecht  von der Wirtschaft gekauft werden und die Stimmen entsprechend auf die Parteien verteilen würde, läge die Beteiligung an allen Wahlen bei herrlichen 100 %, die deutsche Demokratie wäre endlich  gänzlich  widerstandslos  marktkonform,  und die bisherigen  weiteren Wahlberechtigten würden   zusätzliche Zeit für den Erwerb eines noch größeren Fernsehers gewinnen  – ein wunderbares  Ergebnis, zu dem eine kleine Zeitungsmeldung beigetragen hätte.

 

 

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